Der Arbeitsbereich Klassische Archäologie des Mainzer Instituts für Altertumswissenschaften besitzt sowohl eine Sammlung antiker Originale – vor allem bemalte griechische Keramik des 8.-4. Jahrhunderts v. Chr. sowie Terrakotten und Bronzen – als auch eine größere Zahl von Gipsabgüssen nach berühmten Meisterwerken der griechischen und römischen Bildhauerkunst. Die ausgestellten Objekte ermöglichen vielfältige Einblicke in antike Lebenswirklichkeiten, religiöse Vorstellungswelten sowie Bestattungssitten und Selbstdarstellungsformen der antiken Eliten.
Die Stücke der Original-Sammlung stammen fast ausschließlich aus griechischen Heiligtümern und Gräbern. Sie zeigen neben mythischen Figuren auch Darstellungen aus der Lebenswelt. Zu sehen sind beispielsweise Szenen aus den Bereich Hochzeit, Sport, religiöse Rituale, Krieg, Jagd und Totenfürsorge.
Zur Sammlung gehören einige besonders prominente Exponate, darunter der berühmte Mainzer frühattische Grabfund, eine Schale des Amasis-Malers und eine bronzene Henkelattasche aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die bereits auf internationalen Sonderausstellungen gezeigt wurden.
In der Abguss-Sammlung erwartet den Besucher neben einer respektablen Galerie römischer Kaiserporträts ein umfangreicher Bestand an prominenten Meisterwerken antiker Bildhauerkunst aus den bedeutendsten Antikenmuseen weltweit. Hierzu zählen die Parthenon-Skulpturen ebenso wie die Venus von Milo, der vatikanische Apoll vom Belvedere oder die berühmte Platte mit Zeus und Athena vom Pergamonaltar in Berlin.
Beide Sammlungen befinden sich im Philosophicum, Jakob-Welder-Weg 18, und sind auf Anfrage öffentlich zugänglich. Während die Original-Sammlung, die in der Hauptsache auf drei Privatsammlungen zurückgeht, die mit öffentlichen Mitteln angekauft werden konnten, erst in den Aufbaujahren nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurde, reicht die Geschichte der Abguss-Sammlung bis ins 19. Jahrhundert zurück. Den Kernbestand bilden Gipsabgüsse, die der Mainzer Bürgerverein für plastische Kunst seit seiner Gründung im Jahr 1871 sukzessive angekauft hatte. Diese Kollektion war bis 1907 im Kurfürstlichen Schloss, ab 1912 in der Mainzer Stadtbibliothek und zuletzt in den späten 1930er-Jahren im sogenannten Haus am Dom, der ehemaligen Preußischen Hauptwache am Liebfrauenplatz, ausgestellt. Durch Bombentreffer schwer beschädigt, gelangten die verbliebenen Reste der Sammlung nach 1948 in den Besitz des Archäologischen sowie des Kunsthistorischen Instituts der wiedereröffneten Mainzer Universität. Der Arbeitsbereich Klassische Archäologie hat sich im Anschluss darum bemüht, durch Hinzukäufe diesen Teil seiner Sammlungen stetig auszubauen, sodass aktuell der Bestand erheblich angewachsen ist.
Die Sammlungen werden heute vor allem im Rahmen der Praxismodule der fachrelevanten Bachelor- und Masterstudiengänge intensiv zur praxisnahen Ausbildung der Studierenden genutzt. Diese Bemühungen fanden und finden ihren Niederschlag in speziellen Lehrprojekten, thematischen Sonderausstellungen sowie Sonderführungen für eine interessierte außer- und inneruniversitäre Öffentlichkeit. So waren die klassisch-archäologischen Sammlungen bislang bereits dreimal in der sog. Schule des Sehens, dem Schaufenster von Wissenschaft und Kunst an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, mit Sonderausstellungen zu Gast und auch 2019 wird dies der Fall sein.
Einen besonderen Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit bilden im Rahmen des Mainzer Altertumswissenschaftlichen Netzwerks Universität Schule (MANUS) direkt in den beiden Sammlungsräumen durchgeführte Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Entsprechende Angebote werden individuell auf die Lehrplanbedürfnisse der einzelnen Schulen ausgerichtet und können jederzeit beim zuständigen Sammlungskurator telefonisch oder per E-Mail erfragt werden.
Publikation zur Vasensammlung:
P. Schollmeyer, Unter dem Schutz der Götter. Griechisches Leben im Spiegel der Kunst (2015)