Podiumsdiskussion im Landesmuseum Mainz
Donnerstag, 25. April 2019, 18:30 Uhr
Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz
Veranstaltung in Kooperation zwischen dem Landesmuseum Mainz/Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und dem Institut für Ethnologie und Afrikastudien sowie der Sammlungskoordination der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Öffentliche Sammlungen und Museen bewahren vielfach Dinge, die heute aus ethischen Gründen als sensibel eingestuft werden: Kunstwerke, Bücher, Antiken, Naturobjekte und viele andere Sammlungsstücke, die unter der Anwendung von Gewalt, unter Ausnutzung von Machtgefällen und auf illegalen Wegen ihren rechtmäßigen Eigentümern entwendet wurden. Nachdem sich die Provenienzforschung zur NS-Raubkunst in den vergangenen Jahren etabliert hat, gerieten in jüngerer Zeit die in der Kolonialzeit angeeigneten Objekte in den Blick. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein neuer Vorschlag diskutiert wird, wie mit dem kolonialen Erbe umzugehen ist.
Anlässlich der Ausstellung „'Betrifft: Erwerb aus jüdischem Besitz.' Provenienzforschung am Landesmuseum Mainz“ widmet sich am Donnerstag, 25. April 2019, eine öffentliche Podiumsdiskussion im Landesmuseum dem aktiven Umgang mit sensiblen Dingen in Museen und universitären Sammlungen. In der Diskussionsrunde werden konkrete, aktuelle Beispiele vorgestellt und diskutiert. Welche Erfahrungen haben Museen bei der Rückgabe von NS-Raubkunst, antiken Artefakten oder kolonialen Objekten gemacht? Welche Formen der Zusammenarbeit wurden entwickelt? Wie vermitteln die Museen die Ergebnisse der Provenienzforschung an ihre Besucherinnen und Besucher? Wie haben sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit die eigene Arbeit und der Umgang mit den Sammlungen verändert?
Die Runde knüpft an die Publikation „Nicht nur Raubkunst! Sensible Dinge in Museen und universitären Sammlungen“ an, die Dr. Anna-Maria Brandstetter, Kuratorin der Ethnografischen Studiensammlung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Vera Hierholzer, Leiterin der Sammlungskoordination der JGU, 2018 herausgegeben haben. Wie diese wählt sie bewusst eine dezidiert vergleichende Perspektive. Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit sensiblen Objekten wird disziplinen- und institutionenübergreifend diskutiert. Die renommierten Expertinnen und Experten auf dem Podium vertreten die Archäologie, die Ethnologie, die Kunstgeschichte und die Paläoanthropologie. Sie berichten über Beispiele aus ganz unterschiedlichen Sammlungen und Museen, wie über die jüngst erfolgte Restitution der Bibel und der Peitsche des bedeutenden Nama-Anführers Hendrik Witbooi nach Namibia durch das Stuttgarter Linden-Museum oder die Repatriierungen von sterblichen Überresten aus den Sammlungen des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt.
Podiumsgäste:
Prof. Dr. Inés de Castro, Direktorin des Linden-Museums Stuttgart
Prof. Dr. Eckhard Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums Karlsruhe und Präsident des Deutschen Museumsbundes
Dr. Emily Löffler, Provenienzforscherin am Landesmuseum Mainz und Kuratorin der Ausstellung „Betrifft: Erwerb aus jüdischem Besitz“
Miriam Olivia Merz, Zentrale Stelle für Provenienzforschung in Hessen, Museum Wiesbaden
Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Kunstgeschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Prof. Dr. Friedemann Schrenk, Sektionsleiter Paläoanthropologie, Senckenberg Forschungsinstitut
Moderation:
Dr. Anna-Maria Brandstetter, Kuratorin der Ethnografischen Studiensammlung am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Dr. Vera Hierholzer, Leiterin der Sammlungskoordination der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Abb.: Elefanten-Maske; unbekannter Handwerker; Bamileke-Region (Kamerun); nach 1900 gesammelt von Adolf Diehl; 1909 im Linden-Museum (Stuttgart) inventarisiert, seit 1971 an der JGU Mainz; Stoff, Glasperlen, Pflanzenfasern; Foto: JGU / Thomas Hartmann